Die Froschperspektive

Wow, was man da alles sieht! Von behaarten Beinen über zu lange Zehennägel bis zu überlappenden Bierbäuchen begegnet mir alles. Klar, von unten gesehen, liegend auf dem Badetüchli fallen solche Dinge plötzlich auf.
Doch, waren da nicht gerade auch ein paar wunderschöne Füsse?

Tatsächlich! Nebst all den abschreckenden Körperteilen, gibt es also auch Füsse, wie ich sie noch nie gesehen habe. Braun gebrannt, kräftig muskulös gebaut, mit hellen Zehennägel und ein paar dunklen Haaren auf den Zehen. Es sind Männerfüsse, oder besser gesagt TRAUMmännerfüsse.
„Haalt, bleibt doch stehen“!
Nein, sie laufen an meinen Füssen vorbei und halten sich im Gegensatz zu allen anderen Füssen, an den Sicherheitsabstand zwischen zwei Menschen. Derjenige, der es bei einer normalen face-to-face Begegnung braucht. Wie viel beträgt dieser Sicherheitsabstand zwischen zwei Menschen schon wieder? Google sagt, dass es drei verschiedene Distanzzonen gibt:

1. Intime Distanz: bis ca. 50 Zentimeter Abstand zwischen zwei Menschen
2. Persönliche Distanz: bis ca. 1 Meter Abstand
3. Gesellschaftliche Distanz: 2 bis 3 Meter Abstand

In der Badi ist das anders. Da gibt es eigentlich keine Distanzregeln zwischen Füssen. Füsse, die ausgestreckt auf dem Tüchli liegen berühren Füsse, welche gerade vorbeilaufen. Es gibt auch Füsse, die an anderen Füssen hängen bleiben oder sogar darüber stolpern. Irgendwie scheint es sie nicht zu stören, wenn sie einander zu nahe kommen oder wenn sie fast schon aufeinander liegen.

Aber ausgerechnet die wunderschönen Traummännerfüsse gehen mit mindestens einem Meter Abstand an mir vorbei, halten sich also laut Google an die „persönliche Distanz“.
Nur ein paar Meter weiter hinten legen sie sich auf ein pinguinblaues Badetüchli. Nun sehe ich sogar die Unterseite der Traummännerfüsse. Wahnisnn! Nirgends eine Warze, keine Hornhaut, soweit ich das von mehr als vier Metern, also von weiter weg als einer „gesellschaftlichen Distanz“, beurteilen kann. Einfach ein Traum von Füssen. Und was tut man nicht alles für seinen Traum zu erobern?

Ich stehe auf und rücke mit meinem Tüchli in die Richtung dieser Trammännerfüsse. Ich will diesen Füssen näher kommen. Das muss doch möglich sein, schliesslich sind sich andere Füsse in der Badi ständig am berühren, am küssen.
Und das obwohl die Füsse von den meisten Menschen nicht gerade attraktiv aussehen. Ja, ich frage mich in diesem Moment tatsächlich, warum sich die Leute auf allerlei Dinge achten, wie beispielsweise auf die Frisur, auf die Kleidung, auf die Figur, auf die Schminke und das Gesicht. Nicht aber auf die eigenen Füsse. Was können denn die Füsse dafür, dass sie unten am Körper angewachsen sind und nicht die Ehre haben oben am Körper zu brillieren, wie das Gesicht? Das ist doch kein Grund, sie deshalb so zu vernachlässigen!

Kaum habe ich meinen Platz verschoben, kommen die Traummännerfüsse wieder näher in meine Richtung. Unglaublich, wie sie sich auf dem weichen Rasen bewegen. Sie scheinen total im Einklang mit dem Boden zu sein. Sie kommen immer näher auf meine Füsse zu und überschreiten gleich die „intime Distanz“ von 50 Centimeter.
Ich gebe mir einen Ruck und stelle meinen einen Fuss soweit in die Laufbahn der Traummännerfüsse, dass diese meinen Fuss berühren MÜSSEN…………………………..Doch es kommt schlimmer. Dabei wollte ich das gar nicht! Ehrlich, ich wollte nicht, dass sie stolpern. Doch genau das passiert. Die Traummännerfüsse sind zu wenig aufmerksam und bleiben an meinem Fuss hängen. Wie in Zeitlupe heben sich die Traummännerfüsse vom Boden ab, der ganze Körper kommt in Schieflage, bis die Traummännerfüsse direkt neben meinen Füssen zum liegen kommen. Und endlich kommt es zur gewünschten Berührung, zum Kuss unserer Füsse sozusagen.
Herrlich, wie sie sich anfühlen. So weich und angenehm. Und von so nah bestätigt sich mein Eindruck noch mehr: Keine Spur von Blasen, kein gelblicher Teint, keine abgewetzen Nägel, kein Nagelpilz. Es sind schlicht und einfach Traummännerfüsse. Ich geniesse die paar Sekunden der Berührung.

Doch bevor sich meine Füsse auch nur annähernd um die Traummännerfüsse kümmern können, eilen schon ein paar Frauenfüsse herbei.
Nun ja, eigentlich hätte ich es mir ja denken können: Die Traummännerfüsse sind vergeben!

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